print logo

Homeoffice bleibt trotz Debatte bevorzugt

Die Rückkehr zur Präsenzpflicht führt laut der Konstanzer Homeoffice-Studie zu höheren Belastungen und gesundheitlichen Problemen bei Mitarbeitenden.
16.05.24 | Interessanter Artikel bei Universität Konstanz





- Wunsch nach Homeoffice in Deutschland weiterhin hoch
- Studie zu Präsenzarbeit und Gesundheit
- Präsenzpflicht: Mehr Belastung, weniger Nutzen


In den letzten Monaten hat die Diskussion über die Rückkehr zur Präsenzarbeit deutlich an Dynamik gewonnen. Viele Unternehmen und deren Führungskräfte scheinen sich nach dem Arbeitsalltag der Zeit vor der Corona-Pandemie zu sehnen. Die neuesten Ergebnisse der Konstanzer Homeoffice-Studie zeigen jedoch, dass bisher nur 22 Prozent der Unternehmen tatsächlich zur Präsenzpflicht zurückgekehrt sind, entgegen häufiger Annahmen. In diesen Unternehmen berichten die Mitarbeitenden jedoch wesentlich häufiger von erheblichen gesundheitlichen Problemen. Florian Kunze, Autor der Konstanzer Homeoffice-Studie und Principal Investigator am Exzellenzcluster „The Politics of Inequality“ an der Universität Konstanz, erklärt: „Mitarbeitende mit Präsenzpflicht beklagen fast doppelt so häufig Belastungs- und Erschöpfungssymptome. Gleichzeitig stellen sie bei sich selbst kaum einen leistungssteigernden Einfluss der Präsenzarbeit fest. Das sollten Unternehmen bei der Entscheidung, ob eine Rückkehr zur Präsenzpflicht umgesetzt wird, unbedingt mit in den Blick nehmen.“


Der Wunsch nach Homeoffice bleibt hoch
Das Forschungsteam um Florian Kunze untersuchte auch den generellen Wunsch nach hybriden Arbeitsformen und die Meinung der Beschäftigten zu Homeoffice-Regelungen. Im Vergleich zu früheren Befragungen ist der Wunsch nach Homeoffice zwar leicht gesunken, bleibt jedoch auf einem insgesamt hohen Niveau. Die Mehrheit der in Bürotätigkeiten Beschäftigten in Deutschland möchte weiterhin mehr als die Hälfte ihrer wöchentlichen Arbeitszeit von zuhause aus arbeiten. Bei Führungskräften zeigen sich Unterschiede (durchschnittlich 2,5 Tage im Vergleich zu 2,8 Tagen bei Angestellten ohne Führungsverantwortung).


Unterschiedliche Einstellungen zu Präsenzpflicht
Dies könnte auf die allgemeine Einstellung zu Homeoffice-Regelungen und deren Auswirkungen zurückzuführen sein: „Ein Drittel der Führungskräfte hält eine stärkere Präsenzpflicht für sinnvoll, während nur etwa ein Fünftel der Angestellten ohne Führungsverantwortung eine solche Regelung befürwortet", erklärt Kilian Hampel, Co-Autor der Studie. Besonders deutlich wird dies bei der Frage, ob im Homeoffice effiziente Arbeitsprozesse gewährleistet sind: 31 Prozent der Führungskräfte sehen das kritisch im Vergleich zu lediglich 15 Prozent der Beschäftigten ohne Führungsverantwortung.


Über die Konstanzer Homeoffice-Studie
Seit Beginn der Corona-Pandemie im Jahr 2020 untersucht das Future of Work Lab an der Universität Konstanz die Einstellung von Erwerbstätigen, Führungskräften und Unternehmen zum Homeoffice. Unter der Leitung von Florian Kunze, Professor für Organizational Behavior, erforscht das Team, wie sich mobiles Arbeiten und Homeoffice auf das Engagement, die Produktivität sowie auf emotionale Erschöpfung oder soziale Einsamkeit der Beschäftigten auswirken. Für die neuesten Ergebnisse wurden 1.023 Teilnehmende befragt, von denen 476 Führungsverantwortung besitzen.